Expertenbeirat

Der Expertenbeirat besteht aus 16 Fachleuten, die sich im Jahr 2024 zu drei Sitzungen trafen. Die Expertinnen und Experten kommen aus den Bereichen Verkehrsplanung, Stadtentwicklung, gesellschaftlicher Verantwortung und Wirtschaft – insbesondere mit Erfahrung im Bereich Mobilität. Der Beirat ist interdisziplinär aufgestellt, um eine breite Perspektive auf die Transformationspfade im autonomen öffentlichen Nahverkehr zu gewährleisten. Der Expertenbeirat verfolgt das Ziel, die Projektinhalte zu überprüfen und zu validieren sowie Anregungen für die Einführung autonomer Busse im ÖPNV zu geben. Die erste und dritte Sitzung wurde jeweils digital abgehalten, um den Expertinnen und Experten eine niederschwellige Teilnahme zu ermöglichen. Die zweite Sitzung fand beim Industriepartner Bertrandt Technikum GmbH in Ehningen statt inklusive einer Testfahrt mit dem hochautomatisierten Shuttle AMEISE.


Zusammensetzung

  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Fabian de Ponte Müller
  • Evangelische Akademie Bad Boll, Jonas Franzen
  • Verband Region Stuttgart, Michael Hollerith
  • Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität, Christoph Hupfer
  • Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (VVS), Thomas Knöller
  • Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH (NVBW), Magdalena Kreinberger
  • Stadt Reutlingen, Lars Oehme
  • Holon GmbH, Andre Peitz
  • Oberbürgermeister Ehningen, Lukas Rosengrün
  • Stadt Waiblingen, Tristan Seiwerth
  • Landeshauptstadt Stuttgart
  • Integrierte Verkehrsleitzentrale, (IVLZ) Ralf Thomas
  • VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, Ulrich Weber
  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Marco Münster
  • e-mobil BW GmbH, Dennis Nebel
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV), Wilhelm Lutzenberger

Dritte Sitzung

Die dritte und letzte Sitzung des Expertenbeirates fand am 01. Oktober 2024 online statt. Sie gliederte sich in drei Teile. Im 1. Teil standen folgende Fragen zur Diskussion:

  • Ab welchem Jahr sollten autonome Shuttles in einzelnen Kommunen im Regelbetrieb fahren?
  • Welche Bedeutung hat dieses Thema für die Innovationskraft Baden-Württembergs?

Es folgte in Teil 2 ein Impulsvortrag von Daniela Schneider (Interlink GmbH) zur technischen Aufsicht in der Leitstelle und abschließend in Teil 3 ein konkretes Feedback zum Konzept des Expertenbeirats.

Ergebnisse der 3. Sitzung

Die Integration autonomer Shuttles in den ÖPNV erachtet der Expertenbeirat als sinnvoll, eine strukturierte Einführung in Form eines Regelbetriebs in Baden-Württemberg wird jedoch noch dauern. Politische Priorität sei derzeit der Erhalt des bestehenden ÖPNV-Angebots. Noch seien viele rechtliche und technische Anforderungen zu klären. Gleichzeitig bestünde zusätzlicher Forschungsbedarf und notwendige finanzielle Mittel müssten bereit gestellt werden. Dies betreffe nicht nur städtebauliche Aspekte, die konkrete Erforschung von integrativen Maßnahmen ins soziale Gefüge oder eine Technikfolgenabschätzung. Auch der Genehmigungsprozess für autonome Shuttles etwa stelle eine Herausforderung dar. Bislang werden überwiegend Einzelmodelle angefragt, was die Planungssicherheit für Hersteller erschwere. Das liege zum einen daran, dass noch keine Genehmigung für eine Serienproduktion vorliege, aber auch darin, dass die Gemeinden derzeit noch ausschließlich Modellvorhaben durchführen und daher nur Einzelmodelle bestellen. Die Ansprüche an die Qualifikationen für die technische Aufsicht der Leitstelle wurden als zu hoch eingeschätzt. Für das Instrument Expertenbeirat schlugen die Expertinnen und Experten einen höheren Sitzungsrhythmus vor.


Zweite Sitzung  

Die zweite Sitzung fand am 19.07.2024 bei der Bertrandt Technikum GmbH in Ehningen statt.

Im Mittelpunkt der Sitzung standen:

  1. Impulsvortrag von Niklas Schöllhorn, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg: Potenziale des autonomen Fahrens für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aus Sicht des Landes Baden-Württemberg
  2. Erfahrungsbericht über Herausforderungen und Lösungsansätze für automatisiertes Fahren, basierend auf Pilotanwendungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
  3. Workshop: Identifikation von Einflussfaktoren des autonomen ÖPNV im urbanen Wirkgefüge durch das Fraunhofer IOA.

Das IOA hatte im Vorfeld zunächst eine Online-Befragung durchgeführt, um die initial durch das Projektteam erarbeiteten Einflussfaktoren zu validieren. Es erfolgte eine Einteilung in aktive, passive, träge und kritische Einflussfaktoren und deren Darstellung in einer Matrix, was eine differenzierte Betrachtung der Wechselwirkungen ermöglichte. Auf qualitativer Seite folgten 2 Experten-Workshops, um tiefere Einblicke in die Einschätzungen der Stakeholder zu erhalten – einer davon im Rahmen dieser Sitzung.

Ergebnisse

Die erfolgreiche Integration autonomer Shuttles in den ÖPNV erfordert die gleichzeitige Berücksichtigung mehrerer Bausteine:

  • Was den städtebaulichen Aspekt angeht, ist es notwendig frühzeitig Anpassungen im urbanen Raum vorzunehmen, die den Einsatz von autonomen Shuttles berücksichtigen, wie z.B. die Digitalisierung von Lichtsignalanlagen, die Einplanung von Halteflächen und den weiträumigen Umbau zu barrierefreien Haltestellen.
    Da die Flächenkonkurrenz hoch ist in dicht besiedelten Gebieten, ist es wichtig Flächen für autonome Fahrzeuge vorzuhalten, und diese nicht zu verbauen und dadurch Flexibilität und Einsatzmöglichkeiten zu rauben, die nur über lange Planungsprozesse wieder ungeschehen gemacht werden können.
    Bis zur weiträumigen Verbreitung von autonomen Shuttles entfalten sich durch die aufgezählten Maßnahmen für die bestehenden Verkehre bereits Gewinne, wie die Entstehung flexibler Ladezonen oder die Befähigung Verkehre an Knotenpunkten bedarfsgerechter zu steuern.
  • Zu den weiteren wichtigen identifizierten Hebelfaktoren zählen die Stimulierung des Fahrzeugmarktes durch gezielte Anreize sowie erleichterte Regularien, insbesondere durch einheitliche technische Standards und beschleunigte Zulassungsprozesse. Ohne Fahrzeuge in großen Stückzahlen auf deutschen Straßen sind alle übrigen Maßnahmen in der logischen Konsequenz hinfällig.
  • Außerdem benötigt die Skalierung die Sicherstellung einer hohen Servicequalität durch Flexibilisierung des Angebots via On-Demand-Funktion – wofür die erwähnten Flächen zentral sind.
  • Um der öffentlichen Hand nicht auf Dauer die finanzielle Last aufzubürden, müssen vernetzte Geschäftsmodelle neue Einnahmequellen erschließen, um den öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) von seinem bestehenden Finanzierungsdruck zu entlasten. Allerdings bleibt die konkrete Ausgestaltung solcher partnerschaftlichen Ansätze derzeit noch unklar und bedarf der offenen Exploration von Geschäftsmodellinnovationen.

Erste Sitzung  

Am 22. April 2024 fand die erste Sitzung des Expert*innenbeirats für unser innovatives Forschungsprojekt AMEISE 3.1 statt. Die Auftaktsitzung war ein großer Erfolg und verspricht eine spannende Zusammenarbeit in der Zukunft. 

Vielfältige Expertise

Zehn Expertinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen – von der Kommunalpolitik über die Automobilbranche bis hin zu wissenschaftlichen Instituten und Verkehrsunternehmen – kamen zusammen. Diese interdisziplinäre Mischung brachte eine Fülle an Perspektiven und Fachwissen in die Diskussion ein und erwies sich als unschätzbaren Vorteil.  

Zu Beginn der Sitzung hielt Liss Böckler von Interlink einen Vortrag über autonomes Fahren. Besonders für jene Teilnehmer, die weniger mit diesem Fachbereich vertraut sind, war dies äußerst wertvoll. Anschließend stellten Martin Feldwieser und Projektleiter Rudolf Fischer vom Fraunhofer IAO das Projekt AMEISE 3.1 vor und erläuterten die Ziele und bisherigen Fortschritte.  

Produktiver Austausch 

In der anschließenden Diskussion widmeten sich die Experten zwei zentralen Fragen: 

 Ist autonomes Fahren im öffentlichen Nahverkehr ein notwendiger Bestandteil für eine erfolgreiche Verkehrswende? 
Welche Handlungsfelder und Auswirkungen sind im Transformationsprozess zum autonomen Fahren im ÖPNV besonders wichtig für die nächsten Schritte? 

Die Diskussionen fanden in einer inspirierenden Atmosphäre statt, in der verschiedene Meinungen und Fachkenntnisse produktiv aufeinandertrafen. Ein Vorschlag war beispielsweise, die Effizienz autonomer Shuttles zu erhöhen, indem die Lenkzeiten dieser Fahrzeuge nicht oder nur minimal unterbrochen werden. Während für Busfahrerinnen definierte Maximal-Lenkzeiten gelten, die regelmäßige Pausen erfordern, gilt diese Regel auch für das Personal in hochautomatisierten Shuttles, obwohl sie nicht selbst hinter dem Lenkrad sitzen.   Viele der Expertinnen brachten ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein und ermöglichten so eine tiefgehende und umfassende Betrachtung des Themas. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die offenen Diskussionen bilden eine starke Basis für die nächsten Schritte im Projekt. Wir danken allen Teilnehmenden für ihre wertvollen Beiträge und freuen uns auf die kommenden Sitzungen. 


Unser Expert*innenbeirat: Fachwissen für die Zukunft des autonomen ÖPNV 

Stuttgart, Wir freuen uns, Ihnen unseren neu gegründeten Expert*innenbeirat vorzustellen! Fachleute aus verschiedenen Bereichen kommen zusammen, um unser Forschungsprojekt umfassend zu analysieren und neue Perspektiven zu eröffnen. Der Beirat besteht aus 15 Expertinnen und Experten, die aus den Bereichen Verkehrsplanung, Stadtentwicklung und gesellschaftlicher Verantwortung stammen, etc. Letzter gewährleistet zum Beispiel eine ethische Bewertung des Reallabors. Selbstverständlich sind auch Wirtschaftsunternehmen mit spezieller Erfahrung im Bereich autonomer Busse vertreten. 

Das Ziel des Beirats ist es, die Projektinhalte sorgfältig zu überprüfen, wertvolle Anregungen für die Umstellung auf autonome Busse im ÖPNV zu geben und technische sowie organisatorische Anforderungen abzuleiten. Gemeinsam arbeiten wir daran, die Mobilität der Zukunft zu gestalten und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.


Drei Sitzungen 


Der Beirat trifft sich dieses Jahr zu insgesamt drei Sitzungen im April, Juli und Oktober. Um die Anreise für unsere Expertinnen, die nicht aus dem Raum Stuttgart kommen, zu erleichtern, finden zwei der Sitzungen online statt, die dritte dann im Juli vor Ort in Ehningen bei der Bertrandt AG. Die Expertinnen haben dort die Möglichkeit, eine Testfahrt mit unserem fahrerlosen Shuttle AMEISE zu erleben und die Technologie hautnah zu erfahren. 
Wir halten Sie über unseren Expertinnenbeirat auf dem Laufenden!